Pfarrei Herz Jesu

Jahresthema 2023

Ned einsam, sondern gmeinsam

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Herbsttag

Herr: Es ist Zeit. Der Sommer war sehr gross. Leg deinen Schatten auf die Sonnenuhren, und auf den Fluren lass die Winde los.

Befiehl den letzten Früchten voll zu sein; gib ihnen noch zwei südlichere Tage, dränge sie zur Vollendung hin und jage die letzte Süsse in den schweren Wein.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr. Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben, wird wachen, lesen, lange Briefe schreiben und wird in den Alleen hin und her unruhig wandern, wenn die Blätter treiben.

Dieses unvergessliche Gedicht von Rainer Maria Rilke spiegelt die Jahreszeit, die wir gerade erleben auf eine romantische Weise wider. Allerdings gibt es in diesem lichten Herbstbild eine düstere Prophezeiung: «Wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben.»

Sicher beschreibt das eine allgemeine Erfahrung unserer Grosseltern. Wenn die dunkle Jahreszeit begann, waren sie auf sich selbst zurückgeworfen. Die öffentlichen Plätze leerten sich. Die Möglichkeiten, jemanden kennenzulernen, schwanden mit dem Licht. Andererseits wirkt das Gedicht unglaublich modern. Denn es beschreibt eine Krankheit, an der wir alle leiden – jeder für sich: Die Einsamkeit.

Die bekannte Boulevard- und Pendlerzeitung «20 minuten» berichtete kürzlich von einer Studie, nach der jeder siebte Amerikaner und jede zehnte Amerikanerin sich einsam fühlten. Es befragte dazu Passanten in der Zürcher Innenstadt. Der Befund: Auch hierzulande ist das ein grosses Thema, das alle Generationen berührt.

Gerade nach unseren Erfahrungen mit Pandemie und Lockdown sind wir dafür sensibilisiert. Viele Menschen können ein Lied von der Einsamkeit singen. Darum ist es wichtig, einen Spielraum für Gemeinschaft und Miteinander zu öffnen. Mit unserem neuen Jahresthema möchten wir das tun. «Ned einsam, sondern gmeinsam».

Matthias und Team

Beschreibung Osterkerze

Ned einsam, sondern gmeinsam. Einsamkeit ist für jeden etwas anderes. Manche sind allein, fühlen sich aber nicht einsam. Andere stehen in einer grossen Menschenmenge und fühlen sich Mutterseelenalleine. Wenn man sich allein fühlt, glaubt man nicht dazuzugehören oder nicht geliebt oder gebraucht zu werden. Gemeinsam heisst auch -für den anderen da sein- ihn zu tragen und/oder mitzutragen. Gemeinsam, also in Gemeinschaft etwas zu tun und zu erleben löst Glücksgefühle in uns aus die uns auch im Alltag helfen. 

Auf unserer diesjährigen Osterkerze sind eine Gruppe Vögel auf einem Zweig zu sehen. Jeder Vogel singt einzelne Töne, zusammen ergeben diese Töne eine wunderschöne Melodie. Wenn wir in unserem Garten die Vögel singen hören, geht uns das Herz auf- es ist oftmals ein traumhaftes Konzert von unterschiedlichsten Vogelarten. Auch wir als Gemeinde kommen immer wieder mit all unseren Unterschieden zusammen, um miteinander zu singen, zu beten, Gemeinschaft zu erleben und zu Feiern. Aus dieser Gemeinschaft kann auch eine Melodie entstehen. Eine Melodie in unserem Herzen die uns immer wieder sagt, Du bist nicht allein, Du bist nicht einsam. Wir freuen uns auf Dich.

Christiane