Pfarrei Herz Jesu

Jahresthema 2024

Liebe Freundinnen und Freunde

Stürmische Zeiten – politisch, kulturell und ökologisch. Verlässlichkeiten scheint es kaum noch zu geben. Hautnah erleben wir das im Raum der Natur, deren Jahreszeiten sich chaotisch entwickeln. Prognosen sind schwierig. Stürmische Zeiten. Gerade auch in der Kirche.

Selbst unser Pfarreizentrum war in den vergangenen Tagen Ziel heftiger Stürme. Es wurde aber – Gott sei dank – nichts beschädigt. Nur einige verträumte Gartenstühle und Blumentöpfe schepperten über die Terasse.

Auch unsere gefiederten Freunde hatten zu kämpfen. Einer nach dem anderen wurde von den Windböen an unsere Fenster geschleudert. Jedesmal gab es einen lauten Knall. Voller Sorge hetzten wir in den Garten, um zu helfen. Und hätten dabei fast noch den kleinen Spatz übersehen, der vor der Gartentür lag. Doch als alle gerettet waren blieb etwas in unseren Händen und Herzen zurück: Das himmlisch leichte Federbällchen, das uns mit grossen Augen anschaut.

Stürmische Zeiten, ja. Doch wir begegnen ihnen mit der Behutsamkeit unserer Hände und der Sanftmut unserer Herzen. Und folgen damit der Spur des Mannes, von dem gesagt wird, dass er «sanftmütig und von Herzen demütig» war (Mt 11,29). Rainer Maria Rilke hat für diese behutsame Annäherung ans Leben ein wunderschönes Bild gefunden. Rilke schreibt:

«und du: du bist aus dem Nest gefallen,
bist ein junger Vogel mit gelben Krallen
und großen Augen und tust mir leid.
 (Meine Hand ist dir viel zu breit.)
Und ich heb mit dem Finger vom Quell einen Tropfen

und lausche, ob du ihn lechzend langst,

und ich fühle dein Herz und meines klopfen

und beide aus Angst.»

Mit wenigen Worten öffnet Rilke den Raum eines Wunders. Ein Wunder, das uns immer dann begegnet, wenn wir «behutsam leben». So lautet auch das Pfarreithema 2024: «Behutsam leben». Spur der Liebe. Spur Gottes, der uns diese Liebe in die Krippe gelegt hat  – in der Gestalt des Christkindes, das uns bewegt, «behutsam» miteinander umzugehen.

Osterkerze 2024

Unser diesjähriges Jahresthema lautet: «behutsam leben». Behutsam leben mit mir selbst, mit meinen Mitmenschen, den Tieren und der Natur. Das Wort «behutsam» birgt so vieles in sich. An was denke ich, wenn ich dieses Wort höre?

An eine Feder, die im Wind durch die Luft getragen wird, an eine Mutter die sanft ihr Kind im Arm hält oder an einen Schmetterling mit seinen wunderschönen Flügeln, welche nur eine zarte Berührung zulassen.

Aber im Alltag danach zu leben, behutsam zu leben, das ist schwierig. Wenn mir der Sturm des Alltags entgegenbraust, wenn ich meine Rechte verteidigen muss, wenn ich Unrecht sehe, wenn… Wie gehe ich dann mit mir selbst, mit meinen Mitmenschen, den Tieren und der Natur um. Gott hat uns alle einzigartig gemacht und liebt uns mit allem, was uns ausmacht. Er hat uns eine wunderschöne Natur erschaffen mit Tieren, Blumen und Pflanzen, mit traumhaften Sonnenuntergängen und Farben, die unsere Herzen höherschlagen lassen. Das alles wollen wir doch so sehr bewahren und behüten.

Die Feder symbolisiert für mich das «Behutsame». Wenn ich im Alltag eine Feder sehe, erinnert es mich daran. An all das «Behutsame» und ich halte inne, um mich immer wieder daran zu erinnern, was ist und was werden kann, wenn ich mit mir und meiner Umgebung behutsam umgehe. Vielleicht geht es euch auch so.

                                                            Christiane